Prittlbach

Der in der Nähe gelegene Amperübergang der Römerstraße gab Prittlbach im frühen Mittelalter ein besonderes Gewicht. Die Genehmigung eines Gütertausches in den Jahren zwischen 859 und 875 durch König Ludwig der Deutsche zeigt in gleicher Weise wie die Funktion des Ortes als Gerichtsplatz des Karolingischen Gaugrafen Liutpald im Jahre 818, dass Prittlbach ursprünglich ein Königsgut war. Es liegt deshalb sehr nahe, dass die Trasse der Römerstraße durch Prittlbach führte. Zudem befand sich hier das "Prucklehen", ein Hof, dem die Instandhaltung der Amperbrücke oblag. Der Katasterplan aus dem Jahre 1790 lässt noch deutlich erkennen, dass der den "Rienshofer" und den "Bommer" umfassende Gutskomplex, in dessen Bereich auch die Kirche liegt, der älteste Siedlungsteil ist. Zu den beiden Höfen gehörten nicht alle Felder am südlich davon gelegenen Hang, sondern auch das ganze, eine Blockflur bildende "Höllfeld". Einen weiteren, offensichtlich aus späterer Zeit stammenden Gutskomplex bilden der "Pentenrieder" und der "Moar" im obersten Teil von Prittlbach. Ein dritter Gutskomplex schließlich, der sich an den erstgenannten anlehnt und seinen Ursprung offensichtlich in der Schaffung frühmittelalterlicher Kolonenhöfe hat, die in Abhängigkeit zur Curtis, dem Fronhof bei der Kirche standen, umfasst den "Riedl", den "Welshofer" und den "Setzer". Der große Abstand zwischen der mittleren Gehöftgruppe und "Oberprittlbach" wurde erst im Spätmittelalter durch Sölden aufgefüllt.Anlässlich der ersten urkundlichen Nennung von Prittlbach in den Jahren zwischen 804 und 807 schenkte der Kleriker Peradeo seinen ganzen Besitz in Prittlbach, der aus zwei Kolonenhöfen und sechs Leibeigenen bestand, der Freisinger Domkirche. 1229/37 sind noch alle fünf der damals bestandenen Prittlbacher Höfe im Besitz der Wittelsbacher: der noch eine Einheit bildende "Rienshofer/Bommer", der "Riedl", der "Welshofer", der "Setzer" und in Oberprittlbach der ebenfalls noch eine Einheit bildende "Pentenrieder/Moar". Der vermutlich im 11. oder 12. Jahrhundert entstandene Oberprittlbacher Hof dürfte seit 1180 in der Nutzung des offensichtlich aus edelfreier Herkunft stammenden späteren Ministerialengeschlechts der "Prittlbecken" gestanden sein und in der Mitte des 13. Jahrhunderts in dessen Eigen übergegangen sein. Wegen der Funktionen des Geschlechtes erhielt der Hof den Status eines Sedlhofes.

Im Jahre 1500 unterstanden somit noch drei Höfe der Grundherrschaft des herzoglichen Kastenamts Dachau: Der "Rienshofer/Bommer", der "Riedl" und der "Welshofer". Neben den insgesamt sechs Höfen im Ort gab es bereits 1451 neun Sölden mit folgender Grundherrschaft: zum Kastenamt Dachau der Wirt, Gütlmann, Oberschneider und Schmied, zum Filialgotteshaus Prittlbach der Mesner, Kopp, Weber und Schuster, zum Kloster Angerer der Unterschneider. Zwischen 1517 und 1532 wurde dann die alte Curtis bei der Kirche - wahrscheinlich der gegen Ende des 14. Jahrhunderts der Dachauer Burghut unterstehende Sluezzelhof - in die beiden Halbhöfe Rienshofer und Bommer geteilt. Bis 1587 vermehrte sich die Zahl der Anwesen auf 21, wozu noch 5 Ingeheiße (Inwohner mit eigenem Herd) kamen. 21 Anwesen finden wir auch im Steuerbuch von 1671. Zwei davon waren damals noch seit dem Dreißigjährigen Krieg eine Brandstatt. Im Jahre 1649 lagen noch 14 Anwesen in Asche. Bis 1750 war die Zahl der Anwesen erst auf 22 angewachsen, von denen, wie vor dem großen Krieg, 5 Ganzbauern und zwei Halbbauern waren. Noch 1812 gab es in Prittlbach erst 24 Anwesen mit 19 Nebengebäuden. Interessant ist, dass damals von den, einschließlich der Kirche, insgesamt 44 Gebäuden erst 7 Ziegeldächer hatten, während 8 mit Schindeln und 29 mit Stroh gedeckt waren. 1950 hatte Prittlbach 42 Hausnummern. Der zur Gemeinde Prittlbach gehörende Teil des KZ wurde am 22. März 1939 zwangsweise nach Dachau umgemeindet.